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Sind ETF immer die beste Wahl?

01. April 2022 auf Magazin | Hegers Finanzen GmbH



Wer sein Geld anlegen möchte, wird schnell mit drei einprägsamen Buchstaben konfrontiert: ETF. Was hat es damit auf sich? Und warum sind passive Fonds besser als aktive? Hegers Finanzen klärt die wichtigsten Fragen zum beliebten Finanzprodukt.



ETF´s sind in aller Munde. Aber was ist ein Exchange-traded Funds, wofür die Abkürzung ETF steht, überhaupt? Dahinter steckt ein Investmentfonds, der fortlaufend an einer Börse gehandelt wird. Im Prinzip ist er nichts anderes als ein gewöhnlicher Aktienfonds, der einem veröffentlichten Marktindex auf Schritt und Tritt folgt. Vorausgesetzt, dass der ETF tatsächlich Aktientitel erwirbt. Auch die Alternative der Indexreplikation mittels Finanzderivate ist in der EU zulässig und bei jedem Broker zu erwerben. Allerdings ist das auch ihr Nachteil, denn auf den ersten Blick fällt das nicht auf.

Bei aktiven Fonds selektiert ein teurer Fondsmanager einzelne Wertpapiere aus dem Gesamtmarkt. Ein ETF investiert stattdessen als passiver Fonds in den gesamten Markt und verlangt dafür lediglich einen Bruchteil der Kosten.

Hegers Finanzen empfiehlt passive Fonds. Denn die Ergebnisse unzähliger Studien bestätigen: Passive Fonds lassen eine bessere Rendite erwarten als aktive. Und dieser Erkenntnis schließen wir uns an. Aber um verstehen zu können, welche Chancen und Risiken diese Form der Kapitalanlage mit sich bringt, blicken wir mit Ihnen hinter die Fassade der ETF-Welt.

Augen auf bei den ETF-Details!

Der bekannteste deutsche Marktindex ist der DAX. Seit 1988 wird er veröffentlicht. Dieser Index dient uns als Beispiel um die Funktionsweise von Indizes zu beleuchten. Der DAX misst die aktuelle Wertentwicklung der 40 größten und liquidesten Unternehmen des deutschen Aktienmarktes und repräsentiert damit rund 80 Prozent der Marktkapitalisierung börsennotierter Aktiengesellschaften der Bundesrepublik.

Im DAX sind also die wichtigsten Unternehmen Deutschlands vertreten. Ein ETF folgt nun zum Beispiel dem DAX und erwirbt Aktientitel. Das ist sein Zweck. Dennoch: Tun Sie sich einen Gefallen, und achten Sie darauf, dass der ausgewählte Fonds wirklich physisches Sampling einsetzt und Aktien erwirbt. Nur auf diese Weise erhalten Sie tatsächliche Aktienwerte für Ihre Kapitalanlage. Denn in der ETF-Packung ist nicht immer wirklich drin, was draufsteht.

Indizes bilden nur Markt-Ausschnitte ab.

Ein Index sorgt zwar dafür, dass die wesentlichen Unternehmen des Zielmarktes im Fonds-Portfolio landen. Im Kern wird ein ETF immer einen Marktausschnitt abbilden. Beim DAX fallen zum Beispiel 398 der insgesamt 438 Unternehmen (Quelle Jahr 2020: Statista) aus dem Index. Das betrifft vor allem kleinere Aktienunternehmen.

Mitunter gibt es aber genau in diesem Segment qualitativ hochwertige Aktienwerte. Und wer sie nicht links liegenlassen möchte, muss dezidiert gegensteuern – natürlich immer der Investment-Philosophie der Anleger entsprechend. Passende Anlage-Vehikel sind innerhalb der Kategorie der ETF-Aktienfonds sogar vorhanden. Es ist jedoch notwendig, wesentlich tiefer in die Materie einzusteigen, um diese ausfindig zu machen und sinnvoll anzuwenden.

Blicken wir wieder auf unseren Beispiel-Index, den DAX: Die Aktientitel im Index ändern sich mit der Zeit. Grundsätzlich ist dieser Effekt erwünscht. Neben regelmäßigen Verschiebungen innerhalb des Indexes, kommt es mitunter auch vor, dass Unternehmen die Indexgruppe verlassen und den Platz mit anderen Unternehmen eintauschen, die neu in den Index aufsteigen.

An der Börse geht es zu wie auf dem Basar - wer bei ETF flexibel handelt, gewinnt.

Aktuell drängen Daimler Truck und Hannover Rück die Etablierten Beiersdorf und Siemens Energy aus dem DAX. Diese Änderung wird am 3. Juni 2022 umgesetzt. Zwar nimmt die Deutsche Börse an diesem Tag lediglich eine kleine tabellarische Veränderung vor. Für die betroffenen Aktienwerte hat das aber erhebliche Konsequenzen.

Preise an der Börse entstehen durch Angebot und Nachfrage – nicht anders als auf einem Wochenmarkt. Erlauben Sie mir ein Gedankenspiel: Versetzten wir uns einmal in die Lage eines Obsthändlers. Wie würde sich der Preis für Äpfel wohl entwickeln, wenn an ein und demselben Tag alle Händler auf die Idee kämen, ihre kompletten Lagerbestände an Äpfeln zum Verkauf anzubieten? Es käme zu einem Überangebot – und damit zum Fall der Preise.

Indexfonds sind recht einfältige Kunden.

Zurück zum Indexfonds: Er kauft zum gleichen Zeitpunkt, wie viele andere Marktteilnehmer auch, nämlich am Stichtag der Indexanpassung – in unserem Fall am die Titel Daimler-Truck- und die Hannover Rück-Aktie – zu einem hohen Preis ein. Im Gegenzug muss er die Positionen Beiersdorf und Siemens Energy verkaufen, und zwar zu einem niedrigen Preis, weil es alle Anderen auch tun.

Den Indexfonds stört das nicht. Dessen Qualität wird an der niedrigen Differenz zwischen Index-Performance und Fonds-Performance, dem sogenannten Tracking Error gemessen. Da sich die Preise im Index den Marktpreisen entsprechend verändern, fällt dieser äußerst bescheidene Deal nicht ins Gewicht.

Je höher die Quote der Investoren, die in die großen Indizes (wie MSCI World, S&P 500, Euro STOXX, DAX und Co.) investieren, desto größer sind auch die Auswirkungen auf den Markt selbst. Mithilfe professioneller Portfolio-Modelle lassen sich solche Einflüsse deutlich abmildern und sogar zu Ihrem eigenen Vorteil nutzen. Generell gilt: Es muss nicht immer der ETF auf einen der großen Indizes sein, um erfolgreich zu investieren.


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Dieser Artkel stammt von:

Christian Hegers

Finanzberater

"Marktorientiert, zurückhaltend und preiswert: Das macht eine Anlage in ETF-Aktienfonds aus. Würzt man das Ganze mit etwas mehr Flexibilität und integriert wissenschaftlich bestätigte Faktoren, führt das zu einem zeitgemäßen Investment."