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Greenwashing oder echte Nachhaltigkeit:

Wie viel Sinn machen ESG-Anlagefonds?

08. September 2021 auf Magazin | Hegers Finanzen GmbH



Der Trend zu nachhaltigen Anlagefonds – im Fachjargon mit ESG abgekürzt – ruft auch Skeptiker auf den Plan. Häufig ist von Greenwashing die Rede. Springen Unternehmen und Fondsanbieter lediglich auf den Nachhaltigkeitszug auf oder meinen sie es ernst? Worauf es zu achten gilt.



ESG-Aktienfonds boomen und immer mehr Anlagenanbieter rühren mit den vermeintlich nachhaltigen Fonds die Werbetrommel. Das ruft auch Kritiker auf den Plan. Greenwashing lautet der vielzitierte Vorwurf. Das stimmt zwar nicht immer, die kritischen Einwände haben aber durchaus Berechtigung. Ein Beispiel: Wer sich fünf Aktienfonds unterschiedlichster Anbieter basierend auf dem Weltindex MSCI World ansieht, die alle als AddOn ESG-Kriterien integrieren, erhält auf wundersame Weise fünf verschiedene Aktienportfolien. Wie kann das sein?

Es geht noch weiter: Die Unterschiede betreffen nicht nur die Gewichtung einzelner Titel im Fondsportfolio, sondern gehen soweit, dass Unternehmen bei einem Fondsanbieter durch das Raster fallen und bei einem anderen in die Anlagestrategie integriert werden. Das zeigt: Es kommt sehr stark auf den ESG-Ansatz der jeweiligen Fondsgesellschaft oder des Vermögensverwalters an. Klar ist aber: In Sachen ESG braucht es dringend eine Regulierung.

Zarte Jungpflanze im Spektrum globaler Investmentfonds

Deswegen gilt es, genau zu prüfen, welche ESG-Kriterien aus Kundensicht wirklich wichtig sind, um sie in einer passenden Fondsauswahl abzubilden. Bei Aller Mühe, die man sich dabei macht, sollte der Anleger aber nicht außer Acht lassen, dass der ESG-Ansatz noch eine zarte Jungpflanze im Spektrum globaler Investmentfonds ist, und auch die Fondsanbieter weiter an ihrer ESG-Ideen arbeiten werden.

“Wir behalten diese Entwicklung en Detail im Auge. Im Zweifel ist das mehr Aufwand. Und allen Anlegern sollte vorab klar sein, dass man sich mit der Entscheidung für Nachhaltigkeit auch vom einem nach Marktkapitalisierungsgewichten strukturierten Portfolio entfernt und damit die Vergleichbarkeit der Performance nicht mehr gegeben ist."


Blacklist für bestimmte Branchen oder Unternehmen

Aber für diese Problematik gäbe es eine einfache Lösung: Zielführend wäre es, zum Beispiel bestimmte Branchen oder Unternehmen auf eine ESG-Blacklist zu setzen. Selbstverständlich ist es nötig, die Beweggründe für ein Blacklisting zu erläutern, aber so wäre es möglich, den Greenwashing-Vorwurf zu entkräften und nur solche Unternehmen in ESGs aufzunehmen, die tatsächlich hineingehören.

Selbst dieses Modell bietet eine Gefahr: Denn globale Aktienunternehmen können sich neu organisieren und ungeliebte Geschäftszweige auslagern. Dennoch wird der Blick des einzelnen Anlegers geschärft und die Unternehmen sind gezwungen, ihre Geschäftsphilosophie zu überdenken.

Schließlich geht es ja nicht darum, die schwarzen Schafe an den Pranger zu stellen, sondern die Entwicklung der Unternehmen in eine nachhaltigere und zeitgemäße Zukunft zu lenken.



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Dieser Artkel stammt von:

Christian Hegers

Finanzberater

"Environment, Social, Governance - kurz ESG ist in aller Munde. Die EU schreibt eine Beratung hinsichtlich dieser Kriterien vor. Doch es gilt einen genauen Blick zu riskieren um nicht in blindem Aktionismus dem Greenwashing aufzusitzen."